Das reservierte Fest
- Jelena Fandrey
- 23. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit

Immer, wenn am „Alten“ gerüttelt wird, wird es staubig und unangenehm. Als es um die Tradition hier in den Beiträgen ging, bekam ich einige Zuschriften, die ich hier nur knapp als Aussagen festhalte:
„Ich finde das so schön“
„Tradition gehört aufrecht erhalten“
„Mystik darf sein“
„Da ist nichts verkehrt daran“
„Als Kind habe ich mich darüber immer gefreut und gebe das gerne wieder weiter“
„Weihnachtszeit ist Lichterzeit“
Jeder dieser Aussagen kann ich sehr zustimmen, allerdings aus einem anderen Winkel betrachtend.
Stelle dir vor, als Kind hättest du jeden Morgen zum Frühstück ein Marmeladenbrot bekommen und jeden Sonntag gab es Kaffe und selbst gebackenen Kuchen. Jetzt war das nicht nur bei dir in der Familie so, sondern es kamen Menschen in dein Dorf und sie beschlossen, dass jetzt ALLE Familien jeden Morgen Marmeladenbrot und jeden Sonntag Kuchen essen müssen. Aber an keinem anderen Tag! Damit sich jetzt nicht zu Viele in deinem Dorf daran stören, sagen sie „du machst das für dein eigenes Seelenheil! Wenn du dich nicht daran hälst, bist du ein Sündiger und mit Sündigern ist der Umgang verboten!“
Was passiert? 100 Jahre später sind es nicht nur ein paar Dörfer die jeden Morgen Marmeladenbrote essen und Sonntags zusammen bei Kaffee und Kuchen gemeinsam sitzen, es sind ganze Länder. An sechs von sieben Tagen kein Kuchen, kein Kaffee, aber jeden Tag für dein Seelenheil ein Marmeladenbrot. Ist doch schön, oder?
Es wird zu einer Tradition. Keiner erinnert sich mehr so recht daran, wie es früher einmal war, als man auch mal ein Müsli essen dufte, ein Poridge oder ein deftiges Frühstück. Es wird erzählt, dass die Menschen früher Sonntags in den Wald spazieren gingen, sich aussen trafen, Kinder spielten, aber heute ist es eben so: man kann ja auch innen spielen und sich in der guten Stube gemütlich machen.
Gut, Szenario Ende. Es ist nicht schlimm Marmeladenbrote zu essen. Es ist nicht schlimm, gibt schlimmeres. Aber es ist unfrei! Und es ist nicht aus der Güte heraus, sondern aus dem Zwang andere beherrschbar und klein zu halten. In Angst zu halten.
Das ist es also, was vielerorts durch die Christianisierung geschah. Während unsere Vorfahren auch ihre Traditionen hatten, vielleicht auch welche, die wir nicht für gut befinden würden heute, so wurden diese durch die Christianisierung verboten oder aber christliche Feiertage wurden darüber gelegt. Somit verloren die anderen Feierlichkeiten an ihrer Kraft, denn etwas anderes nahm als Überschrift ihren Platz ein.
Das Jul-Fest wurde in der Mittwinterzeit gefeiert. Die Wintersonnenwende war der Beginn einer lichteinladenden Zeit. Insbesondere damals, als die Winter noch sehr viel kälter, rauer und dunkler waren, freuten sich Menschen noch mehr über das Licht und die Wärme. Das christliche Weihnachten wurde in diese Zeit gelegt, um die alten Bräuche einschlafen zu lassen.
Die Jul-Böcke (heute findet man sie wieder bei Ikea) und Jul-Bäume wurden ursprünglich aufgestellt, später aber von der römischen Kirche verboten! Ebenso war es eine ganze zeitlang verboten Nadelbäume in die Häuser zu bringen. Es war ein heidnisches Ritual, welches das Lichtvolle kennzeichnete. Das immerwährende, das Leben. Hexenverfolgungen und religiöser Wahn traten an die Stelle der alten Traditionen, mit dem Ziel ein neues Brauchtum zu erschaffen - unter dem Schild der Kirche, geführt von Männern, die nicht mehr oder weniger Mensch waren als jedeR andere auch.
Es dürfen Traditionen sein und sie ermöglichen uns als Kinder zu träumen und als Erwachsene sicher gebunden durch das Leben zu schreiten - wenn sie aus Liebe, Wahrheit und Ehrlichkeit gewoben sind.
Für diese Worte hätte ich früher mein Leben lassen müssen. Wenn also Menschen Angst haben müssen ihr Leben einzubüßen, weil sie eine aufgezwungene Wahrheit übergestülpt bekommen, dass ist das etwas wirklich faul daran.
💫 Wo Angst regiert, hat Liebe keinen Platz.
Wenn du dich also jetzt erwischst, dass du „Ketzerei“ schreien willst, dann lese den ganzen Text noch mindestes fünf Mal und den Satz davor, ich markiere ihn mit einem Sternchen, 10 Mal!
Was möchtest du in deinem Leben leben? Wie möchtest du leben?
Menschen können sehr gemein sein. Sehr bösartig und unermesslich verletzend. Alles aus ihrer eigenen Angst heraus, nicht genug zu bekommen - von was auch immer vordergründig und in der Tiefe immer LIEBE.
Aho. Amen. Sat Nam. Namaste. So sei es - so ist es! Es ist gesprochen worden 🙏
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